"auf" (+AKK) / Temporaladverbial zur Angabe eines Zeitraums

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
auf zwei Tage nach Prag fahren
für zwei Tage nach Prag fahren

tsch. jet na dva dny do Prahy

Zeman 2003: 279, 309;

Newerkla 2007: 40;

Newerkla 2009: 10;
Newerkla 2013: 11

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Zeman (2003: 309) inkludiert das gegenständliche Phänomen in seine Fragebogenuntersuchung (für Details vgl. hier), in der er die Präpositionswahl mit folgendem Satz erhebt:

6. Die Studentin fährt __________ zwei Tage nach Paris.

Während in der älteren Generation der Befragten (61–87 Jahre) noch 20 % die Präposition auf im angegebenen Kontext wählten, taten dies nur noch 13 % der mittleren (31–60 Jahre) und 4 % der jüngeren Generation (18–30 Jahre) in Wien. 13 % der Personen aus Niederösterreich wählten die Variante mit auf. Diese Ergebnisse deuten auf eine vergleichsweise niedrige Frequenz sowie auf eine rückläufige Verwendung hin, sind allerdings vor dem Hintergrund der methodischen Unzulänglichkeiten der Studie kritisch zu validieren.

Newerkla (2007: 40) beschreibt das Phänomen im Kontext des Mikrokontaktareals in Ostösterreich, das durch den intensiven Kontats des Deutschen mit dem Tschechischen (und Slowakischen) geprägt ist. Diastratisch ordnet es Newerkla (2013: 255) gemeinsam mit anderen Phänomenen solcher auf das Mikroareal beschränkten Phänomenen primär der "Wiener Umgangssprache" (Original: "Viennese colloquial variety") zu. Durch die Darstellung in den hier genannten Quellen wird die Verwendung von auf (+AKK) in Temporaladverbien zur Angabe eines Zeitraums daher als konvergente Erscheinung in diesen Sprachen beschrieben. Geber- und Nehmersprache werden nicht definiert oder angedeutet.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

2.1 Plausibilität

Aktuell ist noch keine Einschätzung der Plausibilität der Kontakterklärung möglich. Dazu müssen zunächst Vermutungen zur diachronen, diaarealen und diastratischen Variation des Phänomens empirisch überprüft sowie mit den Variationsmustern im Tschechischen und Slowakischen kontrastiert werden.

2.2 Diachrone Aspekte

Das Phänomen ist aktuell in Gebrauch. Die Ergebnisse von Zeman (2003: 309; vgl. oben) legen allerdings nahe, dass seine Verwendung rückläufig ist.

2.3 Areale Aspekte

Zu arealen Aspekten ist noch wenig bekannt. In einem ersten Schritt müsste die von Newerkla (2007: 40) vermutete Beschränkung auf den ostösterreichischen Raum empirisch geprüft werden.

2.4 Diastratische Aspekte

Auch zur die vertikale Variation liegen bislang keine Studien vor, wobei der Darstellung in Newerkla (2013: 255) folgenden von davon ausgegangen werden kann, dass es zumindest in den non-standardsprachlichen Varietäten Ostösterreichs auftritt.

2.5 Bekannte Studien

  • Zeman 2003: 309 (kritisch zur Methode vgl. hier sowie Kim/Scharf/Šimko 2020: 146)

2.6 Nächste Schritte

  • Überprüfung der vermuteten Variation der DiÖ-Variante
  • Kontrastierung mit dem Tschechischen

 

Text und Bearbeitung: Agnes Kim