"auf" (+AKK) mit kontextabhängiger Interpretation als GOAL oder INTT von Bewegungsverben
1. Beispiele und Belege
1.1 Beispiele und Belege nach Quellen
DiÖ | alternative, "standarddeutsche" Variante | slawische Variante | Quelle |
(1) auf's Theater gehen | ins Theater gehen |
poln. na teatr |
Schuchardt 1884: 115 |
(2) auf die Schule gehen | in die Schule gehen (lt. Quelle) auch: zur Schule gehen |
poln. do szkoły |
Schuchardt 1884: 115 |
(3) auf die Messe gehen | in die Messe gehen (lt. Quelle) auch: zur Messe gehen |
tschech. na mši |
Schuchardt 1884: 115 |
(5) auf die Predigt gehen | in die Predigt gehen (lt. Quelle) auch: zur Predigt gehen |
|
Schuchardt 1884: 115 |
(6) auf die Leiche gehen | zur Leiche/zum Begräbnis gehen |
tschech. na pohřeb |
Schuchardt 1884: 115 |
(7) auf Urlaub fahren | in den Urlaub fahren |
tschech. jet na dovolenou |
Zeman 2003: 279; Newerkla 2007: 40; Newerkla 2009: 10; Newerkla 2013: 11 |
1.2 Anmerkungen aus den Quellen
Alle genannten Beispiele stammen aus dem westslawisch-deutschen Kontaktbereich, wobei Schuchardt (1884: 115) Belege (1) und (2) als "polno-deutsch", Belege (4–6) hingegen als "tschecho-deutsch" einordnet. Sowohl in Bezug auf (1–2) also auch in Bezug auf (6) verweist er jedoch auf vergleichbare Konstruktionen im Deutschen und zwar wie folgt:
[...] wobei deutsch auf eine Schule gehen, auf den Ball gehen u. s. w. nahe genug liegen, [...]
(Schuchardt 1884: 115 in Bezug auf [1–2])Doch scheint mir derlei auch unter den Deutschen verbreitet zu sein [scheint] und da vielleicht von slawischer Einwirkung unabhängig; vgl. auf die Hochzeit gehen – auf einen Löffel Suppe einladen – auf einen Trunk bei Jemandem sein u. s. w.
(Schuchardt 1884: 115–116 in Bezug auf [6])
Beispiel (6) konnte in einer der von Schuchardt systematisch verwendeten Quellen gefunden werden, nämlich in Heinrich (1875: 128). Dort merkt der Autor an:
Fehlerhaft sagt man in Böhmen und Mähren: Wir gehen auf die Leiche, statt: zum Begräbnisse.
Beispiel (7) wird erst ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts in der Literatur beschrieben. Zeman (2003) nennt es im Kontext einer Liste von "Gemeinsamkeiten [zwischen dem österreichischen Deutsch und dem Tschechischen] im Gebrauch von Präpositionen und der Rektion" (ebd.: 275–279). Nähere Anmerkungen zum Beleg macht er nicht. Newerkla (2009: 10) ordnet es der "deutschen Verkehrs- und Umgangssprache in Wien (und Österreich)" zu bzw. in eine Reihe von Präpositionalfügungen, die ihm zufolge "wohl insbesondere durch areale Verbindungen mit dem Tschechischen bzw. Slowakischen zu erklären" (Hervorhebungen A.K.) sind, ein. Er geht demnach von konvergenten bzw. einander stützenden Entwicklungen in den Kontaktsprachen aus.
2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen
Dieser Teil ist aktuell in Arbeit.
2.1 Plausibilität
2.2 Diachrone Aspekte
2.3 Areale Aspekte
2.4 Diastratische Aspekte
2.5 Bekannte Studien
2.6 Nächste Schritte
Text und Bearbeitung: | Agnes Kim |
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