Zur Systematik der Differenzierung von Kontaktphänomenen mit Präpositionen in MiÖ-SAKON

Phänomene, die auf Grund der syntaktischen Funktion der Präpositionalphrase unterschieden werden können

Kontaktphänomene mit Präpositionalphrasen mit Adverbialstatus

Die in MiÖ-SAKON beschriebenen Präpositionalphrasen mit Adverbialstatus lassen sich grob in lokale und temporale Adverbiale einteilen, also in solche, die einen Ort oder einen Zeitraum oder Zeitpunkt spezifizieren:

(1)   a) Ich warte auf dem Hof auf dich. – Lokaladverbial
       b) Ich warte seit drei Stunden auf dich. – Temporaladverbial, das einen Zeitraum spezifiziert
       c) Ich warte bis fünf Uhr auf dich. – Temporaladverbial, das einen Zeitpunkt (Endzeitpunkt) spezifiziert

Allerdings weisen Präpositionalphrasen, die den Status von Lokaladverbialen haben, zahlreiche Parallelen zu lokalen Argumenten mit Postionsverben auf und unterscheiden sich von diesen dadurch, dass sie nicht im Valenzrahmen des Verbs gefordert werden, sondern zusätzliche Angaben zur Situierung einer Handlung machen. Dies liegt daran, dass in beiden syntaktischen Positionen Bedeutungskomponente (a) der Präposition – die Spezifikation einer Region in Bezug auf das innere Argument der Präpositionalphrase – voll erhalten ist.

(2)   a) Ich stehe auf dem Hof. – lokales Argument
        b) Ich warte auf dem Hof auf dich. – Lokaladverbial

Die meisten der in der Literatur genannten Präpositionalphrasen, die Lokaladverbiale dieser Form sein können, werden in Sätzen mit Positionsverben genannt und daher als lokale Argumente verzeichnet. Dies Ausnahme bildet Beispiel 3, das Schuchardt (1884: 115) "aus einer Predigt" zitiert und zu dem er als slawische Entsprechung slowenisch na tem mestu 'an diesem Ort' angibt:

(3)   auf dieser Stelle sagt Petrus

Auf Grund dieser Nähe zu den lokalen Argumenten ist davon auszugehen, dass in beiden syntaktischen Positionen vergleichbare Mechanismen die Selektion und eventuelle Variation der Präposition steuern. Daher werden Lokaladverbiale gemeinsam mit den lokalen Argumenten im entsprechenden Artikel behandelt.

Im Kapitel zu Präpositionalphrasen als Adverbiale werden demnach ausschließlich Temporaladverbiale beschrieben, wobei folgende Typen, die in der Literatur jeweils nur durch ein Phänomen belegt sind, Berücksichtigung finden:


Kontaktphänomene mit Präpositionalphrasen als direktive oder lokale Argumente

Wie bereits im Abschnitt zu syntaktischen und semantischen Eigenschaften von Präpositionen ausgeführt, ist die semantische Funktion Präpositionen in direktiven und lokalen Argumenten auf Aspekt (a), also die Spezifikation einer bestimmten Region in Bezug auf das innere Argument reduziert. Die Beziehung zwischen innerem und äußeren Argument wird hingegen durch das Verb ausgedrückt:

  • Positionsverben charakterisieren diese Beziehung als bestehend. Das innere Argument der Präpositionalphrase bezeichnet daher den Ort (PLACE), an dem sich das äußere Argument befindet. Solche lokalen Argumente können also mit wo? erfragt werden. Die Präposition spezifiziert die exakte Region in Bezug auf diesen Ort.
  • Bewegungsverben charakterisieren diese Beziehung als entstehend. Das innere Argument der Präpositionalphrase bezeichnet daher in den meisten Fällen das Ziel (GOAL), manchmal jedoch auch den Ursprung oder den Pfad der Bewegung des äußeren Arguments. Solche direktiven Argumente können also mit wohin? erfragt werden. Die Präposition wird einerseits danach ausgewählt, welche dieser semantischen Rollen die Präpositionalphrase ausdrückt; insbesondere im Fall eines Ziels kann jedoch auch die exakte Zielregion (vor das Haus vs. in das Haus) ausschlaggebend für die Selektion der Präposition sein.

Näheres zur Präpositionsselektion finden Sie hier.

 

Präpositionalphrasen als lokale Argumente

Die in MiÖ-SAKON beschriebenen Phänomene, die Präpositionalphrasen als lokale Argumente (und auch lokale Adverbiale, s. oben) enthalten können in folgende Unterkategorien eingeteilt werden:

 

Präpositionalphrasen als direktive Argumente

Die in MiÖ-SAKON beschriebenen Phänomene, die Präpositionalphrasen als direktive Argumente enthalten können in folgende Unterkategorien eingeteilt werden:

Im Kapitel zu direktiven Argumenten werden außerdem noch solche angeführt, die andere räumliche Aspekte einer Bewegung spezifizieren, nämlich entweder ihren Weg (PATH) oder Ursprung (SOURCE).

 

Kontaktphänomene mit Präpositionalphrasen als Präpositionalargumente

Dieser Abschnitt bedarf noch der Bearbeitung!

 

Phänomene, die nicht auf Grund der syntaktischen Position der Präpositionalphrase charakterisiert werden können

Kontaktphänomene mit Präpositionen in Phraseologismen

Besonders bei Beispielen aus letzterer Kategorie ist die Grenze zu den Phraseologismen auf Grund der Beschreibung in den Werken und der Beleglage nicht immer eindeutig zu ziehen. Dies wird an den entsprechenden Stellen diskutiert. Andere Beispiele wie das Folgende sind eindeutig Phraseologismen in dem Sinn, dass auf sie neben den Kriterien der Polylexikalität und Festigkeit auch das Kriterium der Idiomatizität (nach Burger 2007: 15) zutrifft: Ihre Bedeutung ist nicht zur Gänze aus den einzelnen Bestandteilen erklärbar.

(4)    mir ist auf Nichts

 

Kontraktion von Präposition und definitem Artikel

Alle bisher genannten Typen von Kontaktphänomenen betreffen immer die Wahl der Präposition in einer bestimmten syntaktischen Verbindung. Teilweise wurde jedoch auch die Kontraktion der Präposition auf mit dem definiten Artikel zu am (für sowohl den Akkusativ als auch den Dativ) mit Sprachkontakt in Zusammenhang gebracht.

 

Präpositionalphrasen in Vergleichssätzen mit dem Komparativ

Zusätzlich zu diesen Typen verzeichnet Schuchardt (1884) auch den Gebrauch der Präposition von in Vergleichssätzen mit dem Komparativ als Kontaktphänomen.

(5)    Karl ist jünger von mir

 

Text und Bearbeitung: Agnes Kim