Zur Beschreibung von Kontaktphänomenen mit Präpositionen/Präpositionalphrasen in der Literatur

Kontaktphänomene mit Präpositionalphrasen bzw. Präpositionen werden schon von Hugo Schuchardt gegen Ende des 19. Jahrhunderts als besonders häufig auftretend angesehen:

Kaum auf irgend einem Gebiete begeht der Fremde zahlreichere Fehltritte als auf dem der Präpositionen […], und hier lässt sich der Einheimische um so leichter anstecken als ja auch für ihn der richtige Gebrauch derselben nicht immer leicht ist, und sie gern in synonymen und auch formell ähnlichen Verbindungen wechseln.
Schuchardt 1884: 115

Es verwundert also nicht, dass Hugo Schuchardt in derselben Publikation auf wenigen Seiten allein 118 Beispiele für DiÖ auflistet, in denen die Präposition vom zeitgenössischen "klassischen" Deutsch, wie es im Deutschen Reich üblich war, abweicht und auf die eines der beiden folgenden Kritieren zutrifft: Entweder musste die Präposition bzw. die gesamte Konstruktion einer slawischen Präposition oder Konstruktion entsprechen oder die Abweichung konnte von Schuchardt auf die slawisch-deutsche Mehrsprachigkeit von Sprecherinnen oder Sprechern von DiÖ zurückgeführt werden. Innerhalb seiner Auflistung nimmt er jedoch keine weitere Unterteilung nach der syntaktischen Funktion der Präpositionalphrase vor (vgl. Kim 2020: 115–120).

Schuchardt1884_Ausschnitt.pngAbbildung 1: Auszug aus Schuchardt (1884: 115) in dem Präpositionalphrasen beschrieben werden, die in verschiedenen Registern von DiÖ statt der Präposition in die Präposition auf realisieren

Diese mangelnde Subdifferenzierung von Kontaktphänomenen mit Präpositionen ist auch für jüngere Literatur zum Thema prägend. Auch diese behandelt diverse, teilweise sehr divergente Belege unter Sammelbegriffen wie etwa "Wendungen mit Präpositionen" (Masařík 1998: 140), "use of prepositions" (Newerkla 2013: 252) oder "Gemeinsamkeiten [zwischen DiÖ und dem Tschechischen] im Gebrauch von Präpositionen und der Rektion" (Zeman 2003: 275). Wohlgemerkt beschäftigt sich keines der genannten Werke ausschließlich mit diesen Phänomenen. In Fällen wie der Untersuchung von Zeman (2003: 357) kann diese fehlende Differenzierung sogar zu methodischen Problemen führen. Die Aufgabenstellung und der Beispielsatz, mit dem er in einem Fragebogen erheben wollte, ob vergessen [auf + AKK] in Wien und Niederösterreich noch in Gebrauch ist, waren so konstruiert, dass das Akkusativargument (vergessen [+ AKK]) de facto ausgeschlossen wurde (vgl. Kim/Scharf/Šimko 2020: 146).

Vor diesem Hintergrund erscheint eine Subdifferenzierung der Kontaktphänomene mit bzw. in Präpositionalphrasen unumgänglich.

 

Referenzen

Kim, Agnes (2020): Prepositions in the melting pot: High risk of infection. Language contact of German in Austria with Slavic languages and its linguistic and extra-linguistic description. In: Szuscich, Luka/Kim, Agnes/Yazhinova, Uliana (Hg.): Areal Convergence in Eastern Central European Languages and Beyond. Berlin: Peter Lang, 95–137.

Kim, Agnes/Scharf, Sebastian Scharf/Šimko, Ivan (2020): Variation in case government of the equivalent for the cognitve verb to forget in German in Austria and Czech. In: Szuscich, Luka/Kim, Agnes/Yazhinova, Uliana (Hg.): Areal Convergence in Eastern Central European Languages and Beyond. Berlin: Peter Lang, 139–175.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim