"auf" (+AKK) / Temporaladverbial zur Angabe eines Wochentags als zeitliches Ziel 1. Beispiele und Belege 1.1 Beispiele und Belege nach Quellen DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle in der Nacht auf Sonntag in der Nacht zum Sonntag tsch. v noci na neděli Zeman 2003: 279, 310; Newerkla 2007: 40; Newerkla 2009: 10;Newerkla 2013: 255 1.2 Anmerkungen aus den Quellen Zeman (2003: 279) führt zusätzlich zur Nennung des Phänomens den folgenden Beleg aus einem Zeitungsartikel an: […] führte in der Nacht auf Sonntag zu einem Serienunfall. (07.10.1968) Außerdem fragt er es mit dem folgenden, stark am Beispiel orientierten Satz in seiner Fragebogenstudie ab (zur Methodik vgl. hier): In der Nacht __________ Sonntag kam es in Graz zu einem Serienunfall. (Zeman 2003: 357) Die Ergebnisse (vgl. Zeman 2003: 310) deuten auf eine weite Verbreitung im gesamten ostösterreichischen Raum hin, wobei der Schwerpunkt außerhalb Wiens, in Niederösterreich zu liegen schien, wo 90 % seiner Informantinnen und Informanten die Präposition auf ergänzten. Die nach Generationen aufgegliederten Ergebnisse aus Wien ergeben das Bild eines sich nach und innerhalb Wiens ausbreitenden Phänomens: Während nur 60 % der Befragten der älteren Generation (61–87 Jahre) auf in den Lückentext einsetzten, taten dies in der mittleren (31–60 Jahre) und jüngeren (18–30 Jahre) Generation jeweils 80 %. Alternative Antworten werden bei Zeman (2003: 310). nicht wiedergegeben. Newerkla (2007: 40) nennt das Phänomen gemeinsam mit einer Reihe anderer (z. B. auf [+AKK] als Temporaladverbial zur Angabe des Zeitraums, auf Urlaub fahren, etc.) im Kontext des Mikro(konvergenz)areals in Ostösterreich, das durch den Kontakt des Deutschen mit dem Tschechischen und Slowakischen geprägt ist. Bei Newerkla (2013: 255) wird es als typisch für non-standardsprachliche Varietäten des Wienerischen bezeichnet. 2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen 2.1 Plausibilität Aktuell ist noch keine Einschätzung der Plausibilität der Kontakterklärung möglich. Dazu müssen zunächst Vermutungen zur diachronen, diaarealen und diastratischen Variation des Phänomens empirisch überprüft sowie mit den Variationsmustern im Tschechischen und Slowakischen kontrastiert werden. Zumindest eine areale Erkläung liegt jedoch auf Grund der diatopischen Verteilung im Deutschen nahe. Strukturell liegt der Konstruktion ein direktives Attribut zugrunde, das Ähnlichkeiten mit direktiven Argumenten aufweisen könnte. 2.2 Diachrone Aspekte Das Phänomen ist aktuell in Gebrauch. Die Ergebnisse von Zeman (2003: 310; vgl. oben) legen nahe, dass es weit verbreitet und eventuell sogar expansiv ist. 2.3 Areale Aspekte Ebner (2009: 44, s.v. "auf") bezeichnet das gegenständliche Phänomen gemeinsam mit anderenals "österr.[eichisch] (z. T. auch südd.[eutsch], schweiz.[erisch])", wobei nicht klar ersichtlich ist, auf welche der Beispie sich diese diatopische Angabe bezieht. Nähere Hintergründe liefert jedoch die Variantengrammatik (Dürscheid/Elspaß/Zieger 2018: "Nacht"), in deren Zuge auch die Variation des Präposition in einem Attribut zum Substantiv Nacht, mithilfe dessen diese als zwischen zwei (Wochen-)Tagen temporal lokalisiert bestimmt wird, untersucht wurde. In diesem Kontext variieren im deutschen Sprachraum die Präpositionen auf und zu, wobei auf die relativ häufigste Variante in Österreich und der Schweiz darstellt, zu hingegen in der gesamten BRD. Allerdings kommt auf in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg auf immerhin jeweils gut 25 %. Das gegenständliche Phänomen ist daher nicht als Austriazismus, sondern im gesamten südlichen deutschen Sprachraum verbreitet zu klassifizieren. Ob die aus den Ergebnissen von Zeman (2003: 310, vgl. oben) ableitbare Verteilung im Osten Österreichs (häufiger auf dem Land – seltener in Wien) Korpusdaten standhält, gilt es zu untersuchen. 2.4 Diastratische Aspekte Die Ergebnisse der Variantengrammatik (Dürscheid/Elspaß/Zieger 2018: "Nacht") belegen, dass das Phänomen im österreichischen geschriebenen Standard – zumindest in der Publizistik – breite Verwendung findet. In welchen regionalen Dialekten es belegbar ist, muss in mit Hilfe weiterer Studien festgestellt werden. 2.5 Bekannte Studien Zeman 2003: 309 (kritisch zur Methode vgl. hier sowie Kim/Scharf/Šimko 2020: 146) Dürscheid/Elspaß/Zieger [Variantengrammatik] 2018: "Nacht" 2.6 Nächste Schritte Überprüfung der vermuteten Variation der DiÖ-Variante mit Fokus auf die diastratische und kleinräumig-diatope Variation innerhalb Österreichs (letztes insbesondere in non-standardsprachlichen Varietäten) Kontrastierung mit dem Tschechischen/Slowakischen Text und Bearbeitung: Agnes Kim