Präpositionalphrasen als Präpositionalargumente

Rektion des Verbs "vergessen"

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) auf jmdn./etw. vergessen
jmdn./etw. [AKK] vergessen

tschech. zapomenout na někoho/něco 

Schuchardt 1886: 324;
Muhr 1995: 226;
Zeman 2003: 275, 278, 309;
Newerkla 2007: 40;
Newerkla 2009: 10;
Newerkla 2013: 255

(2) dass ich auf den Tölpel und Esel vergaß
dass ich den Tölpel und Esel vergaß

tschech. že jsem na hňupa i na osla zapomenul

Schuchardt 1884: 118
(3) wenn du ihn nicht darauf erinnern wirst, so wird er darauf vergessen […] so wird er es vergessen

 

Schuchardt 1884: 118
(4) an etwas vergessen
etwas [AKK] vergessen

 

Schuchardt 1884: 118
(5) von Etwas vergessen etwas [AKK] vergessen

 

Schuchardt 1884: 119
(6) dass ich von jedem Grusse vergass dass ich jeden Gruß vergaß

 

Schuchardt 1884: 119

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Sämtliche der in der Literatur genannten Beispiele haben gemein, dass Sie die Realisierung des PATIENS-Arguments des Verbs vergessen in Form eines Präpositionalarguments anstatt eines Kasusarguments (AKK) dokumentieren. Sie variieren wiederum untereinander in der Präpositionsselektion, weshalb in der Folge drei Typen unterschieden werden:

1.2.1 vergessen [auf + AKK]

Typ 1, die Realisierung des Präpositionalarguments mit der Präposition auf, wird beginnend mit der Diskussion bei Schuchardt (1884: 118) bis ins 21. Jahrhundert hinein wiederholt im Kontext des deutsch-tschechischen Sprachkontakts erwähnt. Die entsprechenden Kommentare werden hier chronologisch abgehandelt.

Schuchardt (1884: 118) eröffnet seine Diskussion des Phänomens mit Beispiel (2), das ebenso wie die angegebene tschechische Variante aus Steinsberg (1797a: 75) stammt. Im Original findet es sich in einem Monolog der Titelfigur Hans Klachl, in der dieser über seine seine Erlebnisse bei der Erkundung Prags berichtet, in deren Zuge er sowohl als "Esel/osel" als auch als "Tölpel/hňup" beschimpft wurde, auf diese Beschimpfungen jedoch auf Grund des Kaufs und Genusses zahlreicher Würste vergessen hätte.

Schuchardt (1884: 118) verweist zusätzlich auf eine zeitgenössische Diskussion darüber, ob das "nun ganz allgemein-östreichisch" (Hervorhebung A.K.) gewordene, also "nicht nur in den Leitartikeln der ersten Zeitungen, in den besten Romanen, in wissenschaftlichen Werken […] [und] in der Poesie" verwendete Präpositionalargument mit auf auf Sprachkontakt zurückzuführen wäre oder nicht. Er selbst vertritt in diesem Zusammenhang die folgende Meinung:

[…] dass sie so viel ich sehe keineswegs eine altvolksthümliche ist und dass wir andere Beispiele von weit vorgeschobenen Slawismen haben. (Schuchardt 1884: 118)

Als Autoren, die die gegenseitige Position vertreten und dazu tendieren, vergessen [auf + AKK] als nicht kontaktbedingt zu interpretieren, nennt er Halatschka, Stieler (wohl in persönlicher Korrespondenz) sowie Bechstein. Halatschka etwa bezeichnet in seiner Abhandlung zur Zeitungssprache (Halatschka 1883: 32) das Phänomen als "überhaupt [d.h. allgemeinen] bairischen" Austriazismus. Schuchardt (1884: 118) vermutet, dass das Präpositionalargument mit auf im Deutschen in Österreich durch vergleichbare Valenzmuster anderer kognitiver Verben gestützt wurde und bringt in diesem Zusammenhang Beispiel (2) aus Burian (1843: 272). Dort wiederum ist der Satz Teil einer Übersetzungsübung zu tschechischen Verben auf -ovat (hier: upamatovat(i) 'erinnern'), die auszugsweise in der folgenden Abbildung dargestellt wird.

Burian_vergessen.png
Ausschnitt aus Burian (1843: 272); eigene Bearbeitung basierend auf einem Screenshot von
http://data.onb.ac.at/rep/10407462

In Schuchardt (1886: 324) bringt er einen zusätzlichen Beleg für das Präpositionalargument [auf + AKK] des Verbs vergessen und zwar aus einem Brief Josef Dobrovskýs an Jernej Kopitar, deren Briefwechsel ihm in der von  Vratoslav Jagić besorgten Ausgabe (Berlin 1885) vorlag und dem er "im allgemeinen correctes Deutsch" attestiert. In diesem Kontext bezeichnet er das Phänomen als Slawismus, der als Austriazismus bekannt sei.

Muhr (1995: 226) bringt das gegenständliche Phänomen im Kontext von Austriazismen, die Retion und Valenz von Verben betreffen und vermerkt nur mehr oder weniger lapidar in Klammern: "(tschech./slow. Einfluß)".

Zeman (2003: 275) merkt an, dass die Konstruktion auf jemanden vergessen durchaus auch "im südlichen Teil Deutschlands" vorkommt und vergleichende syntaktische Studien notwendig wären, um sich dem Phänomen detailliert nähern zu können. Er selbst berücksichtigt es in seiner Fragebogenerhebung, die jedoch insbesondere in Bezug auf dieses auf Grund methodischer Probleme wenig zuverlässig ist (vgl. auch Kim/Scharf/Šimko 2020: 146). Zeman (2003) verwendet zur Abfrage nämlich den folgenden Beispielsatz, der auf Grund der Wortstellung die Konstuktion vergessen [+AKK] einzusetzen.

Er vergaß völlig _______ das Abendessen. (Zeman 2003: 357)

Daher verwundert der hohe ermittelte Bekanntheitsgrad der Konstruktion in Wien sowie Niederösterreich nicht (über 90 %-ige Angabe der Präposition auf in allen Altersgruppen, 100 %-ige in Niederösterreich, vgl. Zeman 2003: 309).

Newerkla (2007: 40) diskutiert das Präpositionalargument des Verbs vergessen im Kontext des von ihm beschriebenen Kontaktsubareals in und um Ostösterreich; in Newerkla (2013: 255) beschreibt er es – gemeinsam mit anderen Phänomenen – als charakteristisch für die "Wiener Umgangssprache" ohne jedoch seine Existenz in anderen Varietäten auszuschließen.

 

1.2.2 vergessen [an + AKK]

Ein Präpositionalargument des Verbs vergessen mit der Präposition an wird von den für MiÖ-SAKON untersuchten Werken ausschließlich von Schuchardt (1884: 118) erwähnt (vgl. Beispiel 4). Er beizeichnet es als "etwas seltener" als die Variante mit der Präposition auf, ordnet es als "insbesondere wienerisch-jüdisch" ein und erklärt es als Analogie zur Variation der Präpositionen auf und an beim Verb erinnern.

In den von Schuchardt (1884: 118) durchsuchten und bearbeiteten Quellen (vgl. Kim 2020), konnte das Phänomen bzw. in Halatschka (1883: 32) nachgewiesen werden, von dem er auch die Interpratiation der Präposition an "als die bei den Wiener Juden beliebte, nach falscher Analogie vorgenommene Verdeutschung davon" übernommen hat.

 

1.2.3 vergessen [von + AKK]

Aus Halatschka (1883: 32) übernimmt Schuchardt (1884: 118) auch Beispiel 6. Halatschka (1883: 32) selbst kommentiert diesen Beleg, der aus der Deutschen Zeitung vom 2. September 1882 von von einem Autor namens Johannes Meißner stammt, mit den Worten: "Ja, man lese und staune," wordurch wohl auf die Seltenheit des Phänomens hingewiesen wird. Schuchardt (1884: 118) vermutet "polnischen Einfluss", was sich wohl darauf zurückführen lässt, dass er einen entsprechenden Beleg (vgl. Beispiel 5) auch schon bei Bernd (1820: 418) findet. Dieser klassifiziert es als "überflüssigen" Gebrauch der Präposition von und bringt neben dem von Schuchardt (1884: 118) zitierten Beispiel mit einer Präpositionalphrase (von etwas) auch eines mit Präpositionaladverb:

Ich habe davon vergessen, f. ich habe es v. (Bernd 1820: 418, Hervorhebungen A.K.) 

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt befindet sich aktuell in Bearbeitung!

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

2.6 Nächste Schritte

 

 

Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Patiens-Argumenten (PAT) kognitiver und mentaler Verben

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) auf jemanden/etwas denken
an jemanden/etwas denken

tschech. myslet na někoho/něco

Zeman 2003: 275–278;

Newerkla 2007: 40;
Newerkla 2009: 10;
Newerkla 2013: 255

(2) von etwas denken an etwas denken

poln. o czém [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 117

(3) sich auf jemanden/etwas erinnern sich an jemanden/etwas erinnern

tschech. vzpomenout si na někoho/něco (Quellen 2–5), zapomínati (se) na něco, pamatovati na něco (Quelle 1)

Schuchardt 1884: 115 (1);
Zeman 2003: 278 (2);

Newerkla 2007: 40 (3);
Newerkla 2009: 10 (4);
Newerkla 2013: 255 (5)

(4) wenn du ihn nicht darauf erinnern wirst, so wird er darauf vergessen wenn du ihn nicht daran erinnern wirst […]

 

Schuchardt 1884: 118
(5) ich habe nicht dafür gewusst ich habe nicht davon gewusst, ich habe es [AKK] nicht gewusst

slowen. za to nisem vedel [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 119

(6) ich weiss für einen guten Platz ich weiß von einem guten Platz, ich kenne einen guten Platz [AKK]

slowen. vem za dober prostor [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 119

(7) i glaub auf oan Gott ich glaube an einen Gott

slowen. v eniga boga [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 115

(8) der an den Gott der Verzeihung vertraut der auf den Gott der Verzeihung vertraut (laut Quelle)

tschech. v bohu

Schuchardt 1884: 116

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Die genannten Beispiele haben gemein, dass in ihnen jeweils die Präposition im als Präpositionalargument realisierten Patiensargument variiert. Dieses Patiensargument bezeichnet jeweils einen mentalen oder kognitiven Inhalt, also verbabhängig das Gedachte, Erinnerte, Gewusste oder auch jenen Inhalt, dessen Existenz oder Wahrheit geglaubt bzw. vertraut wird. In der Folge werden die Beispiele nach Verben getrennt beschrieben.

 

1.2.1 denken [an/auf + AKK / von + DAT]

Die Selektion der Präposition auf im Patiensargument des Verbs denken ist eine der Parallelen zwischen dem Tschechischen und österreichischen Varietäten des Deutschen, denen Zeman (2003: 275–278) am meisten Platz widmet. Exemplarisch untersucht er anhand dieses Phänomens nämlich großlandschaftliche Dialektwörterbücher des Deutschen, um die folgende ihm von Maria Hornung mündlich mitgeteilte Einschätzung zur diatopischen Verteilung von bestimmten Mustern der Präpositionsselektion und Valenz zu belegen:

Es ist offensichtlich, dass die unten angeführten Konstruktionen möglicherweise auf den Einfluss der Monarchie zurückgehen. Sie gelten zwar nicht allgemein, sie werden jedoch in den östlichen Bundesländern bevorzugt, stellenweise kommen sie auch im westlichen Teil Österreichs vor (Hornung, M. 2001- Konsult). (Zeman 2003: 275)

Er kommt zu dem Schluss, dass die Konstruktion denken [auf + AKK] nur im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, nicht aber im Schlesischen, Pfälzischen, Schwäbischen, Rheinischen oder Thüringischen Wörterbuch verzeichnet ist und "dass der Gebrauch […] auf den östlichen Teil Österreichs beschränkt ist" (Zeman 2003: 276, Hervorhebung A.K.).

Außerdem enthält Zemans (2003) Fragebogenerhebung auch den folgenden Satz, mit Hilfe dessen die Präpositionsselektion im Osten Österreich geprüft wurde:

Denk _________ das Blumengießen! (Zeman 2003: 357)

Von seinen Wiener Befragten der älteren Generation (61–87 Jahre) gaben 15 % die Präposition auf an. Vergleichbar viele waren es mit 12 % nur in Niederösterreich, denn aus der mittleren Generation (31–60 Jahre) in Wien realisierten nur noch in 7 % der Befragten diese auf-Variante; in der jüngeren (18–30 Jahre) gab es keine entsprechende Nennung mehr (vgl. Zeman 2003: 309).

Newerkla (2007: 40) beschreibt die Selektion von auf im Präpositionalargument des Verbs denken ähnlich wie die Präpositionalkonstruktion vergessen [auf + AKK] im Kontext von Sprachkontakt zwischen dem Deutschen, Tschechischen und Slowakischen in und um Ostösterreich. Als solches sieht er es in Newerkla (2013: 255) auch – aber nicht nur – als typisch für die "Wiener Umgangssprache".

Die Konstruktion denken [auf + AKK] taucht bei Schuchardt (1884: 115) interessanterweise nicht als Slawismus auf, sondern wird als "im falschen Sinn gebraucht" im Kontext von erinnern [auf + AKK] beschrieben. Daraus lässt sich schließen, dass er es nicht als Kontaktphänomen interpretiert, womit er sich eventuell Halatschka (1883: 32) anschließt, er denken [auf + AKK] explizit als "Austriacismus" ausweist.

Allerdings bringt er mit Beispiel (2) eines für die Konstruktion denken [von + DAT] (ohne Patiensargument im AKK), die er als "polno-deutsch" beschreibt (vgl. Schuchardt 1884: 117) – womit es an die Konstruktion vergessen [von + DAT], die ebenfalls dem polnisch-deutschen Kontaktgebiet zugeschrieben wird, erinnert. Obwohl er keine weiteren Bemerkungen macht, kann auf Grund Schuchardts strukturierter Aufarbeitung davon ausgegangen werden, dass er in diesem Kontext die Präposition von als Ersatz für an betrachtet (vgl. Kim 2020: 115–116), wobei er dabei seiner Quelle Bernd (1820: 417) folgt. 

 

1.2.2 sich erinnern [an/auf + AKK]

Vor dem Hintergrund der strukturellen und semantischen Nähe der Verben sich erinnern und denken verwundert es nicht, dass die Präpositionsselektion im PATIENS-Argument des Verbs sich erinnern in den Quellen immer gemeinsam oder im Zusammenhang mit jener des Verbs denken beschrieben wird. So schreibt Schuchardt (1884: 115) wie oben bereits angedeutet:

Das bei den Deutschen Östreichs [sic!] sehr gewöhnliche sich auf Etwas erinnern braucht nicht durchaus ein tschech. zapomínati (se) na něco, pamatovati se na něco zum Vorbild haben; es schließt sich wohl zunächst an ein in falschem Sinn gebrauchtes auf Etwas denken an.

Daraus wird ersichtlich, dass Schuchardt zwar die strukturelle Ähnlichkeit des Deutschen in Österreich und des Tschechischen wahrnimmt, jedoch ob der Reihenbildung mit denken [auf + AKK] die Kontakterklärung anzweifelt bzw. zumindest hinterfragt. Zusätzlich klassifiziert er das Phänomen als im Deutschen in Österreich "gewöhnlich", was sich auch in der Behandlung als Muster für das Präpositionalargument des Verbs vergessen zeigt (vgl. auch Beispiel 4). Unter den von Schuchardt verwendeten Quellen enthält Halatschka (1883: 32) einen Beleg für die Verwendung der Konstruktion erinnern [auf + AKK], die der Autor nicht näher kommentiert.

Auch bei Newerkla (2007: 40) steht – ähnlich wie in Bezug auf denken [auf + AKK] und vergessen [auf + AKK]  – die strukturelle Ähnlichkeit der deutschen und slowakischen Kontruktion im Vordergrund, die er auf durch langfristige gesellschaftliche Mehrsprachigkeit zurückführbare Konvergenz in Ostösterreich erklärt. Wie die anderen genannten Phänomene ist auch dieses Newerkla (2013: 255) zufolge u. a. typisch für die "Wiener Umgangssprache".

Dies zeigt sich in der Untersuchung von Zeman (2003: 309) nicht: Ähnlich wie auch die beiden genannten Konstruktion denken [auf + AKK] und vergessen [auf + AKK] untersucht er auch die Präpositionsselektion des Verbs sich erinnern in seiner Fragebenerhebung. Dazu setzt er den folgenden Satz ein, in dem jedoch im Gegensatz zu den anderen Sätzen, mit Hilfe die Rektion von Verben getestet werden sollte, kein nominal, sondern satzwertig realisiertes Argument, das im Matrixsatz durch ein (im Fall von sich erinnern fakultatives) Präpositionaladverb vertreten wird.

Er erinnerte sich einen Augenblick _________, dass sein eigener Sohn bei den Jägern diente. (Zeman 2003: 357)

Tatsächlich dürfte keine der Gewährspersonen aus Wien das Präpositionaladverb darauf gewählt haben. Zumindest 12 % der Befragten waren es jedoch in Niederösterreich. Es ist bei der Interpretation jedoch zu beachten, dass die Komplexität des Beispiels die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Schließlich handet es sich bei diesem Beispielsatz um einen leicht adaptierten aus Josef Roths Radezkymarsch.

„Infanterie natürlich?“, fragte gewohnheitsmäßig Herr von Trotta und erinnerte sich einen Augenblick darauf, dass sein eigener Sohn jetzt bei den Jägern diente. (cit nach Zeman 2003: 278)

Im Kontext der semantischen und strukturellen Ähnlichkeiten der Verben sich erinnern, denken und vergessen ist abschließend noch auf eine Konstruktion hinzuweisen, die Schuchardt (1886: 347) aus Sallmann (1880: 154) anführt. Oben ist sie jedoch nicht verzeichnet, da sie nicht aus dem in weiterem Sinne österreichisch-slawischen, sondern aus dem baltischen (ost-preußischen) Kontaktraum stammt. Sallmann (1880) beschäftigt sich mit der "deutschen Mundart in Estland", in Bezug auf deren Syntax ihm ebenfalls auffällt, "wie häufig Verba mit Präpositionen construiert werden, die sonst einen einfachen Casus, dat. od. acc., bei sich haben" (Sallmann 1880: 153–154). Darunter fällt auch das folgende Beispiel, das Schuchardt (1886: 347) als vom Russischen beeinflusst interpretiert:

sich von etw. erinnern (Sallmann 1880: 154; Schuchardt 1886: 347; Fettsatz A.K.)

 

1.2.3 wissen [AKK / von + DAT / für + AKK]

Die Konstruktion wissen [für + AKK] (vgl. Beispiele 5 und 6) weist Schuchardt (1884: 119) als aus dem deutsch-slowenischen Kontaktbereich kommend aus ("Der Slowene sagt: […]") und führt als "deutsche" Entsprechungen das reine Akkusativargument sowie ein Präpositionalargument mit von + DAT an. Von den beiden genannten Beispielen kann zum aktuellen Zeitpunkt keines auf eine der von Schuchardt (1884) verwendeten Quellen (vgl. Kim 2020: 119–121) zurückgeführt werden. Allerdings erwählt Heinrich (1875: 123) die Konstruktion – mit einem insbesondere Beispiel 6 ähnlichen Satz – als "fehlerhaft" in Krain als Anmerkung zu einer Übung, in der er zunächst die Bedeutung der Konstruktion wissen [von + AKK] definiert und ein Beispiel gibt:

"ich weiß davon (= von einer Sache), habe davon gehört, mir wurde darüber mitgeteilt" […] Vor tausend Jáhren wußte die Welt weder von Schíeßpulver noch von der Búchdruckerkunst. (Heinrich 1875: 123; Anmerkung: Mit Akut wird im Original der Wortakzent bezeichnet.)

In der Fußnote zu dieser Anmerkung heißt es dann in Bezug auf die Konstruktion wissen [für + AKK]:

In Krain setzt man fehlerhaft für statt von. Ich weiß für zwei schattige Bäume = ich weiß etwas, den Standort, von zwei sch. B. (Heinrich 1875: 123; dem gesperrten Satz im Original entspricht hier Kursivsatz)

 

1.2.4 glauben [an/auf + AKK]

Für die Konstruktion glauben [auf + AKK] findet sich innerhalb der durchsuchten Quellen nur bei Schuchardt (1884: 155) ein Beleg, dort – abgesehen von der Lokalisierung als "zarzerisch", also der Sprachinsel Zarz (slowen. Sorica) – jedoch ebenfalls ohne weitere Angaben. Allerdings konnte Beispiel 7 auf Czoernig (1876: 173) zurückgeführt werden, der im Rahmen einer ethnographischen Erkundung der deutschen Sprachinsel auch die zehn Gebote, darunter auch das erste, erhob:

Dos erschte: I glaub auf oan Gott, ischt oan Gott. (Czoernig 1876: 173)

 

1.2.5 vertrauen [an/auf + AKK]

Auch der einzige Beleg (Beispiel 8) für die vom Standarddeutschen abweichende Konstruktion vertrauen [an + AKK] stammt Schuchardt (1884: 116), wobei er es als "tschecho-d[eutsch]" bezeichnet und als Quelle die sogenannte "Politik" nennt. Innerhalb der wenigen in der Národní digitální knihovna (digitalen Nationalbliothek) der Tschechischen Republik Jahrgänge zwischen dem Gründungsjahr 1862 und dem Erscheinen von Schuchardt (1884) konnte der Beleg jedoch – mittels Volltextsuche – nicht gefunden werden.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt wird aktuell bearbeitet!

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Patiens-Argumenten (PAT) kognitiver und mentaler Verben. In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Adressaten-Argumenten (ADDR) kommunikativer Verben

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) auf jemanden schreiben
an jemanden/jemandem [DAT] schreiben

tschech. někomu

Schuchardt (1884: 115)
(2) nach jemandem schreiben
an jemanden/jemandem [DAT] schreiben

poln. do kogo [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 116)
(3) zu jemandem schreiben
an jemanden/jemandem [DAT] schreiben

poln. do niego [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 117)
(4) der Mond kümmert sich nicht, wenn der Hund auf ihn bellt [...], wenn der Hund ihn anbellt

serb. laje nanj [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 118); Schuchardt (1886: 347)
(5) zu jemandem lachen jemanden anlachen

poln. śmiać się, uśmiechać się do kogo [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 118)

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Sämtlichen der genannten Beispiele liegt eine direktive Grundstruktur (der ADR als Person, auf die die Kommunikation hingerichtet ist) zugrunde, weshalb die Präpositionsselektion in direktiven Argumenten in der Analyse miteinbezogen werden muss. Die Beispiele deuten auf eine areale, von den Kontaktsprachen abhängige Variation in deutschen (Lerner-)Varietäten hin.

1.2.1 [auf + AKK] im deutsch-tschechischen (und deutsch-südslawischen) Kontaktbereich

Die Beispiele (1) und (4) werden beide von Schuchardt (1884, 1886) im deutsch-tschechischen Kontaktbereich verortet. (1) beschreibt Schuchardt (1884: 115) als "tschecho-d.[eutsch] […] auch bei Gebildeten“. In den von ihm nachweislich ausgewerteten Texten (vgl. Kim 2020: 119–120) findet es sich jedoch auch in Ebert (1833: 45), also einem Text, eher sekundären Ethnolekt repräsentiert. Darin endet ein – wohl trotz der Überschrift, es handle sich um "zwei wörtlich abkopirte Liebesbriefe aus dem Böhmerland" (Ebert 1833: 43) – Brief mit der Abschiedsformel:

Schreibte bald auf Deiniges wahreste Freundin (Ebert 1833: 45)

Dies deutet darauf hin, dass das Phänomen in diversen, vertikalen Varietäten des "Slawo-Deutschen" vorgekommen sein dürfte.

Beispiel (4) dürfte laut Schuchardt (1886: 347) auch "in Deutschböhmen nicht selten" gewesen sein. In Schuchardt (1884: 118) zitiert er es jedoch offen als bei Berlić (1854: 118) belegt. In dieser Grammatik der illyrischen (=serbokroatischen) Sprache steht der Beispielsatz wörtlich im Kontext einer Übersetzungsaufgabe von isolierten Einzelsätzen, die die Konjugation der Verba auf -ati fokussiert.

 

1.2.2 [nach + DAT] / [zu + DAT] im deutsch-polnischen Kontaktbereich

Beispiele (2), (3) und (5) werden in Schuchardt (1884) unabhängig von einander im Kontext der jeweils in ihrem Präpositionalargument selegierten Präpositionen behandelt und sämtlich als "polno-deutsch" ausgewiesen. In Bernd (1820), dem Werk, das für polnische Interferenzen in deutschen Varietäten bevorzugt von Schuchardt herangezogen wurde, lassen sich jedoch nur Beispiele (3) und (5) belegen:

Im (im Nachtrag des Werkes befindlichen) Wörterbuchartikel zum Lemma nach, gibt Bernd (1820: 408) an, nach würde in der Konstruktion Nach dir schreiben "unrichtig" für an verwendet. Im entsprechenden Wörterbuchartikel zum Lemma zu (Bernd 1820: 418) findet sich keine Beispiel (3) entsprechende Konstruktion, dafür wird an dieser Stelle die "Ra [=Redensart] zu einem lachen für ihn anlachen, ihm zulachen", also Beispiel (5) genannt.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt ist aktuell in Bearbeitung.

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

 

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Adressaten-Argumenten (ADDR) kommunikativer Verben. In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten intentionalen Argumenten (INTT)

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) auf Kaffee geladen
zum Kaffee geladen

tschech. na kafe

Schuchardt (1884: 115)
(2) er ist auf Wein
zum Wein

tschech. na víně

Schuchardt (1884: 115)
(3) er ist auf Bier
zum Bier

tschech. na pivě

Schuchardt (1884: 115)

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Die genannten Beispiele stehen semantisch direktionalen Argumenten nahe, die entweder immer oder kontextabhängig ein intentionales Ziel bezeichnen und sind daher wohl auch im Zusammenhang mit diesen Konstruktionen zu analysieren.

Auch Schuchardt (1884: 115) nennt die Beispiele (1–3) im selben Kontext wie intentionale direktive Argumente. Er fügt hinzu:

Doch scheint mir derlei auch den Deutschen verbreitet zu sein und da vielleicht von slawischer Einwirkungen unabhängig; vgl. auf die Hochzeit gehenauf einen Löffel Suppe einladenauf einen Trunk bei Jemandem sein u. s. w. (Schuchardt 1884: 115–116)

Beispiel (1) findet sich auch in einer von Schuchardt (1884) reziierten und bearbeiteten Quelle, nämlich in Teweles (1884: 104). Dieser sieht es als "wesentlich vom Čechischen beeinflußt" und nennt ebenfalls direktive Argumente in intentionaler Interpretation (z.B. "wir gehen auf ein Glas Bier") im selben Kontext.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt befindet sich noch in Bearbeitung!

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

 

 

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten intentionalen Argumenten (INTT). In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Quell-Argumenten (SOURCE)

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) aus Etwas (einem Fache) prüfen
 

tschech. z něčeho zkoušeti

Schuchardt 1884: 116
(2) eine Prüfung aus Biologie/Russisch bestehen/ablegen
eine Prüfung in Biologie/Russisch bestehen

tschech. udělat zkoušku z biologie (lt. Quelle 1), vykonat zkoušku z ruštiny  (lt. Quelle 2)

Zeman 2003: 278, 309 (1);
Newerkla 2007: 39;

Newerkla 2009: 10;

Newerkla 2013: 9 (2)

(3) ein "Sehr gut" aus Mathematik bekommen/kriegen
ein "Sehr gut" in Mathematik bekommen/kriegen

tschech. dostat výbornou z matematiky

Zeman 2003: 278
(4) aus Italienisch Unterricht erteilen
 

 

Schuchardt 1884: 116
(5) dies kann man von diesem Beispiele sehen dies kann man aus diesem Beispiele sehen

poln. z tego przykładu [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 117

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Die in dieser Kategorie behandelten Argumente gleichen sich insofern, als sie die Quelle einer Handlung bezeichnen. Bei ihrer Untersuchung spielen wohl Argumente zur Angabe des Ursprungs/der Quelle bei Bewegungsverben eine Rolle. Von diesen können Sie dadurch unterschieden werden, dass sie nur mithilfe von w-Präpositionaladverbien (woraus?), nicht aber durch die Frage woher? erfragt werden können. Außerdem ist zwischen SOURCE-Argumenten und Patiens-Argumenten, denen kognitiv dieselbe SOURCE-Konstruktion, zu unterscheiden. Während letztere obligatorisch sind, sind die hier behandelten SOURCE-Argumente fakultativ, jedoch im semantischen Valenzrahmen der Verben angelegt, was sie wiederum von Adverbialen unterscheidet.

Die hier genannten SOURCE-Argumente lassen sich in zwei Typen unterteilen, nach denen sie hier auch näher beschrieben werden sollen.

1.2.3 aus + SchulfachDAT als SOURCE bei Verben des Prüfens/Unterrichtens

Beispiele (1–2) dürften den Prototyp dieser Konstruktion darstellen, nämlich die Realisierung eines die semantische Rolle QUELLE (d.i. das Schulfach) ausdrückenden Präpositionalarguments des Verbs prüfen (bzw. des von ihm abgeleiteten Substantivs Prüfung als Teil eines komplexen Prädikats) mit der Präposition aus. Schuchardt (1884: 116) merkt zu ihr an:

so gilt die Wendung […] als Austriacismus; ob mit Recht weiss ich nicht, ein Slawismus scheint es mir kaum, obwohl es auch tschechisch heisst: z něčeho zkoušeti

Ganz ähnlich hebt auch Newerkla (hier zitiert nach 2007: 39) den Status der Konstruktion als Austriazismus sowie die strukturelle Übereinstimmung nicht nur mit dem Tschechischen sondern auch mit anderen Sprachen aus dem zentraleuropäischen Kontaktareal hervor:

hungar. oroszból vizsgázni
tschech. vykonat zkoušku z ruštiny
slowak. vkonať skúšku z ruštiny
poln. zdawać egzamin z języka rosyjskiego
slowen. opraviti izpit iz ruščine

Zusätzlich bringt Newerkla (2007: 39) auch eine diachrone und eine semantische Dimension ein, wenn er hervorhebt, dass

es nun in Österreich bereits wie im übrigen Deutschen gängig [ist], eine Prüfung in Russisch abzulegen (vgl. engl. to take an examination in Russian, ...), selbst wenn der Gegenstand gemeint ist und nicht die Sprache, in der man geprüft wird.

Zeman (2003: 309) fragt die Konstruktion im Rahmen seiner Fragebogenerhebung mit folgender Aufgabe ab:

1. Am Montag hat Thomas eine Eins _____ Biologie bekommen. (Zeman 2003: 357) 

Seinen Ergebnissen zufolge nimmt die Häufigkeit der Verwendung mit der Generation ab: Während 20 % der von ihm befragten älteren (61–87 Jahre) Wienerinnen und Wiener die Präposition aus wählen, tun dies nur noch 10 % der mittleren Generation (31–60 Jahre) und gar keine der von ihm Befragten aus der jüngeren Generation (18–30 Jahre). Auch seine niederösterreichischen Informantinnen und Informanten kennen die Konstruktion nicht (vgl. Zeman 2003: 309) .

Aus den Beispielen (3–4) lässt sich ersehen, dass diese semantische Dimension ausschlaggebend für die Erweiterung der Konstruktion auf andere, sich auf ein Schulfach als QUELLE der Verbalhandlung beziehnde Verben (z. B. eine Note bekommen, unterrichten, ...) sein dürfte. Beispiel (4) stammt Schuchardt (1884: 116) zufolge aus einem Schreiben an ihn. Eine Suchabfrage im Hugo Schuchardt Archiv (Hurch 2007–) ergibt folgenden Brief als Kandidaten, wenngleich die Konstruktion nicht exakt mit dem zitierten Beispiel (4) übereinstimmt.

Tullio Erber an Hugo Schuchardt, 19. Februar 1884
[...] Abgesehen davon finden Sie in ganz Dalmatien slav. Geistliche, Franciscaner etc. welche Unterricht aus dem Ital. (nebst anderen Gegenständen) ertheilen [...] (Dorn 2015; Hervorhebungen A.K.)

Der fragliche Brief stammt aus einer Serie von Korrespondenzen, die Schuchardt in Vorbereitung für seine Publikation Schuchardt (1884) führte. Der in Zadar lebende, aus Verona stammende Tullio Erber dürfte seine Kontaktperson für Aspekte des slawisch-italienischen Sprachkontakts in Dalmatien gewesen sein.

 

1.2.2 Andere SOURCE-Argumente

Beispiel (6) ist das einzige, das nicht aus dem Prüfungs-/Unterrichtskontext stammt, sondern mit einem Verb der Wahrnehmung (sehen) auftritt. Schuchardt (1884: 117) weist die PP von diesem Beispiele als polno-deutsche Entsprechung der PP "aus diesem Beispiel" aus. Wie generell bei Beispielen zum polnisch-deutschen Sprachkontakt verwundert es auch hier nicht, dass sich Beispiel (6) inkl. der als im Deutschen üblich charakterisierten Entsprechung bereits bei Bernd (1820: 417–418) in dessen Wörterbuchartikel zur Präposition von findet, wo es als "unrichtig" eingeordnet wird.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt wird aktuell bearbeitet.

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

2.6 Nächste Schritte

 

 

Referenzen

Dorn, Birgit (2015): Die Korrespondenz zwischen Tullio Erber und Hugo Schuchardt. In Bernhard Hurch (Hg.) (2007-): Hugo Schuchardt Archiv. Webedition verfügbar unter: http://schuchardt.uni-graz.at/id/letters/1451, abgerufen am 17.12.2020.

 

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Quell-Argumenten (SOURCE). In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

"hinter" + Erblasser/Herkunft-DAT als ERBURSPRUNG bei Verben/Substantiven des Weitergebens

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) dieses Bild ist nach dem alten Gregor gekauft
dieses Bild wurde aus der Hinterlassenschaft des alten Gregor gekauft

tschech. po starém Řehoři

Schuchardt (1884: 117–118)
(2) der Erbschaft nach dem Hinterlassenen  

 

Schuchardt (1886: 347)
(3) des Nachlasses nach seinem theueren Onkel  

 

Schuchardt (1886: 347)
(4) die Witwe nach N. N.   

 

Schuchardt (1886: 347)
(5) der Erbe nach der Verlassenschaft  

 

Schuchardt (1886: 347)
(6) die Erbschaft nach der alten Bettlerin  

 

Schuchardt (1886: 347)

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Bei der Ersterwähung der Konstruktion in Schuchardt (1884: 117–118, Beispiel 1) schreibt er sie "Tschechen, Polen, Slowenen" zu, gibt jedoch zusätzlich an, sie sei "sogar in deutschen Schriften gelesen und in rein deutschen Gegenden gehört worden."

In Schuchardt (1886: 347) führt er die Beispiele (2–6) als zusätzliche Belege an, um aus ihnen zu schlussfolgern, dass "dieser Gebrauch der Präposition nach […] bei den Deutschen Österreichs ganz eingewurzelt zu sein" scheint (Hervorhebungen A.K.). Als Quellen zitiert er die folgenden:

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt befindet sich aktuell in Bearbeitung.

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

 

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): "hinter" + Erblasser/Herkunft-DAT als ERBURSPRUNG bei Verben/Substantiven des Weitergebens. In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Entschädigungs-Argumenten (RCMP) bei Verben des Austauschs

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) Geld auf Holz
Geld für Holz

tschech. peníze na dríví (Schreibung lt. Quelle)

Schleicher 1951: 41
(2) Geld auf Brod  

 

Schuchardt 1886: 347
(3) die Zeit auf etwas vertreiben die Zeit mit etwas zubringen

poln. prezepędzać czas na czém [nicht geprüft!]

Schuchardt 1884: 115

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Verben des Austauschs verbalisieren eine Handlung, im Rahmen derer etwas (das Patiens) gegen etwas anderes (das Entschädigungs-Argument) ausgetauscht wird. (1–2) stellen prototypische Beispiele dar, da sie wohl auf Sätze wie Geld auf Holz ausgeben/haben zurückführbar sind. Beispiel (3) hingegen ist ein Grenzfall, wobei die Wahl der Präposistion im Polnischen und im bei Schuchardt (1884: 115) auf dieses Muster hindeuten. Eventuell muss es in der Analyse auch gemeinsam mit bzw. konstrastiv zu instrumentalen Argumenten betrachtet werden. Die beiden Typen werden in der Folge getrennt behandelt.

1.2.1 Prototypische Beispiele

Die Erstnennung von Beispiel (1) stammt aus Schleicher (1951: 41), der es in einer Reihe verschiedenster "Austrucksweisen" des "slawischen Typus" anführt, "die ebenfalls meistentheils auch im Wiener Deutsch, ja manchmal auch in gedruckten Büchern hier und da zu finden sind". Er gibt als durch die Präposition auf ersetzte, "standarddeutsche" Varianten die Präpositionen zu und für an. Auch bei Teweles (1884: 104) findet sich dieser Typus – übrigens in einer im Vergleich zu Schleicher (1951) nur geringfügig erweiterten und veränderten Zusammenstellung – wieder:

Der Gebrauch der Vorwörter ist wesentlich vom Čechischen beeinflußt. Wir sagen: "Geld auf etwas brauchen" statt Geld zu oder für etwas, weil uns das čechische peníže na něco im Ohr klingt. (Teweles 1884: 104; Wiedergabe von Hervorhebungen in gesperrtem Satz oder Satz in Antiqua erfolgt durch Kursivsatz)

Beide dieser Werke beschäftigen sich explizit und ausschließlich mit dem (wechselseitigen) "Einfluss" von Tschechisch und Deutsch in Böhmen und darüber hinaus, wobei jeweils die Kontaktrichtung Tschechisch → Deutsch fokussiert wird. Schuchardt (1886: 347) führt jedoch zusätzlich an, dass diese Konstruktion nicht nur in Österreich, sondern auch in Preußisch-Schlesien "gewöhnlich" sei.

 

1.2.2 Grenzfälle

Beispiel (3) wird von Schuchardt (1884: 115) ohne weitere Informationen als "polno-deutsch" angeführt. Es stammt – wie die meisten anderen "polno-deutschen" Belege aus Bernd (1820: 376), der es im Kontext des "unrichtigen" Gebrauchs der Präposition auf anstelle von mit anführt, was die semantische Nähe zu den instrumentalen Konstuktionen verdeutlicht.

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

 

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Entschädigungs-Argumenten (RCMP) bei Verben des Austauschs. In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim

Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Patiens-Argumenten (PAT) bei Verben der sozialen Beziehung

1. Beispiele und Belege

1.1 Beispiele und Belege nach Quellen

DiÖ alternative, "standarddeutsche" Variante slawische Variante Quelle
(1) mit jemandem begleitet von jemandem begleitet

poln. kim [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 116)
(2) er ist mit ihr geschieden er ist von ihr geschieden

poln. z nią rozłųczony [nicht geprüft!]

Schuchardt (1884: 116)

 

1.2 Anmerkungen aus den Quellen

Der Ausdruck eines PAT-Arguments mit komitativer Bedeutung mittels einer PP der Form mit + INSTR ist im Deutschen generell unbekannt und sollte wohl gemeinsam mit bzw. unter Beachtung der Komitativkonstruktionen bzw. des komitativen Instrumentals in den slawischen Sprachen untersucht werden. Im Deutschen liegen passivische Konstruktionen zugrunde.

Beide Beispiele stammen aus Schuchardt (1884: 116), der für die Präposition mit ("für aus, über, von") primär solche aus dem "Polnodeutschen" angibt. Wie zu erwarten, stammen auch diese Beispiele aus Bernd (1820: 406), der sie als "unrichtigen" Gebrauch der Präposition mit anstelle von von beschreibt. Zusätzlich zieht er Parallelen zum Schwedischen:

Aehnliches ist im Sw. wo vid unter andern mit und von bedeutet: na(o)r han skildes vid hemme, als er von ihr geschieden ward. (Bernd 1820: 406; Hervorhebungen der Objektsprache A. K.)

 

2. Hinweise/Ergebnisse für Untersuchungen

Dieser Abschnitt ist aktuell in Arbeit!

2.1 Plausibilität

 

2.2 Diachrone Aspekte

 

2.3 Areale Aspekte

 

2.4 Diastratische Aspekte

 

2.5 Bekannte Studien

 

2.6 Nächste Schritte

Zitiervorschlag:
Kim, Agnes (2021): Präpositionsselektion bei als PPs realisierten Patiens-Argumenten (PAT) bei Verben der sozialen Beziehung. In: Kim, Agnes/Newerkla, Stefan Michael (Hgg.): MiÖ-SAKON – Sprachliche Areal- und Kontaktphänomene im Deutschen in Österreich. Online verfügbar unter: #Link zur Seite#.
Text und Bearbeitung: Agnes Kim